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Informationen zu Netzqualität, Oberschwingungen und Netzresonanzen

Im Bereich der Spannungsqualität begegnet man einer Vielzahl an Fachbegriffen wie Oberschwingungen, Supraharmonische oder Netzresonanzen sowie an Normen wie der EN 50160 oder der IEC 61000-Reihe. In diesem Abschnitt möchten wir die wichtigsten Begriffe im Themengebiet der Spannungsqualität verständlich erklären und die relevanten Normen in ihrem technischen und praktischen Kontext einordnen.

PV-Module mit Wechselrichter, die Spannungsqualität beeinflussen können
Wechselrichter als mögliche Quelle von Harmonischen
© iStock / romaset
Spannungsqualität

Der Begriff Spannungsqualität beschreibt die Eigenschaften der elektrischen Spannung an einem bestimmten Punkt eines elektrischen Netzes. Er wird durch eine Reihe technischer Merkmale charakterisiert und teilweise durch den verbreiteten englischen Begriff der „power quality“ substituiert.

In der Norm DIN EN 50160 sind die wesentlichen Merkmale der Versorgungsspannung definiert, die an der Übergabestelle zu Netznutzern in öffentlichen Nieder-, Mittel- und Hochspannungsnetzen unter normalen Betriebsbedingungen einzuhalten sind. Zu diesen Merkmalen zählen unter anderem die Netzfrequenz, die Spannungshöhe sowie Grenzwerte für den Anteil von Oberschwingungen. Häufig werden die Anforderungen statistisch beschrieben, z. B. dass 95 % der 10-Minuten-Mittelwerte innerhalb einer Woche die vorgegebenen Grenzwerte erfüllen müssen.

Die Einhaltung dieser Vorgaben ist wichtig, da Abweichungen, je nach Art und Ausmaß, zu Funktionsstörungen elektrischer Geräte, zu erhöhten Verlusten oder zu einer verkürzten Lebensdauer von Betriebsmitteln führen können. Die Verantwortung für die Spannungsqualität liegt beim Netzbetreiber, der diese über technische Regeln und Vorgaben hinsichtlich des Verhaltens der angeschlossenen Verbraucher sicherstellen muss.

Mit geeigneter Messtechnik lässt sich die Spannungsqualität überprüfen und dokumentieren. Normative Grundlagen hierfür bietet beispielsweise die IEC 61000-4-30. Gerne unterstützen wir Sie bei Bedarf mit entsprechenden Messgeräten und Datenanalysen für Ihre konkreten Fragestellungen und Herausforderungen.

Oberschwingungen

Im Idealfall verlaufen Spannungen und Ströme in einem 50-Hz-Drehstromnetz sinusförmig. In der Praxis führen jedoch Verbraucher mit nichtlinearer Strom-/Spannungskennlinie, wie bspw. Lichtbogenöfen, Leistungselektronik sowie Nichtlinearitäten in Betriebsmitteln dazu, dass die Ströme und Spannungen von der idealen Sinusform abweichen. Diese Verzerrungen lassen sich mittels Fourieranalyse in sinusförmige Anteile zerlegen, deren Frequenz ein Vielfaches der Netzfrequenz von 50 Hz beträgt. Diese bezeichnet man als Oberschwingungen bzw. Harmonische. In dem nebenstehenden Diagramm sind entsprechende Verzerrungen im Stromverlauf, hier resultierend aus dem Laden eines Elektrofahrzeuges, erkennbar.

In der DIN EN 50160 sind Grenzwerte für die zulässigen Spannungsanteile einzelner Oberschwingungen sowie für den gesamten Oberschwingungsgehalt definiert. Letzterer wird als Total Harmonic Distortion (THD) oder Gesamtverzerrungsfaktor bezeichnet und umfasst die Harmonischen bis zur 40. Ordnung (2 kHz).

Zeitverlauf von Spannung und Strom, mit hohem Anteil an Oberschwingungen
Stromverlauf mit Verzerrungen

Auch für die von Netzkunden eingespeisten Oberschwingungsströme existieren Vorgaben. Auf Mittelspannungsebene sind diese bspw. in der VDE-AR-N 4110 geregelt. Diese ermöglicht dem Netzbetreiber, abhängig von der Anschlussleistung der Kundenanlage und den Netzgegebenheiten, Grenzwerte für die Einspeisung von Oberschwingungsströmen festzulegen. Auf Niederspannungsebene enthält die VDE-AR-N 4100 konkrete Vorgaben für Geräte mit Eingangsströmen kleiner bzw. größer als 75 A. Entsprechende Vorgaben finden sich auch in der IEC 61000.

Die Begrenzung der Oberschwingungsanteile ist relevant, da über die Netzimpedanz ein direkter Zusammenhang zwischen durch Kundenanlagen bzw. -geräten verursachten Oberschwingungsströmen und den Oberschwingungsanteilen der Spannung besteht, deren Einhaltung der Netzbetreiber sicherstellen muss. Zu hohe Anteile an Oberschwingungen können zu zusätzlichen Verlusten, schnellerer Alterung von Betriebsmitteln und Fehlfunktionen führen. Deshalb ist die Einhaltung der normativen Grenzwerte für eine zuverlässige Spannungsqualität unerlässlich.

Supraharmonische

Oberschwingungen oder Harmonische sind sinusförmige Spannungs- oder Stromanteile mit Frequenzen, die ganzzahlige Vielfache der Netzfrequenz (in Deutschland 50 Hz) darstellen. Normative Vorgaben bestanden lange Zeit nur bis zur 40. Oberschwingung, das heißt bis zu einer Frequenz von 2 kHz.

Mit steigenden Schaltfrequenzen in leistungselektronischen Anwendungen treten jedoch auch Verzerrungen in deutlich höheren Frequenzbereichen auf. Der Frequenzbereich von 2 kHz bis 150 kHz wird als Bereich der Supraharmonischen bezeichnet. In der IEC 61000 finden sich hierzu ebenfalls normative Vorgaben. Anders als bei den klassischen Harmonischen werden in diesem Bereich jedoch feste Frequenzbänder betrachtet und keine direkten Vielfachen der Grundfrequenz.

Neben den Harmonischen und Supraharmonischen existieren noch weitere spezielle Begrifflichkeiten. Als Zwischen- bzw. Interharmonische werden die Frequenzen zwischen zwei ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz bezeichnet. Der Frequenzbereich unterhalb der Netzfrequenz bis zu 0 Hz (Gleichanteil) wird als Subharmonische bezeichnet. Die jeweilige Einordnung dieser Bereiche ist auch in der untenstehenden Grafik dargestellt.

Frequenzspektrum mit Darstellung von Subharmonischen, Zwischenharmonischen und Supraharmonischen im Kontext der Spannungsqualität
Frequenzspektrum mit Harmonischen, Interharmonischen, Subharmonischen und Supraharmonischen
Netzresonanzen

Der Netzimpedanz kommt im Kontext der Spannungsqualität eine besondere Bedeutung zu, da über sie ein direkter Zusammenhang zwischen den von Kundenanlagen verursachten Oberschwingungsströmen und den Oberschwingungsanteilen der Spannung besteht. Darüber hinaus bestimmt die Netzimpedanz maßgeblich die Kurzschlussleistung und damit beispielsweise auch, wie stark die Spannung durch hohe Lastströme beeinflusst wird.

Häufig wird die Netzimpedanz am Netzverknüpfungspunkt als einzelner Wert angegeben, der auf Basis der Betriebsmitteldaten bei der Netznennfrequenz (50 Hz) ermittelt wurde. Für die Beurteilung der Spannungsqualität ist dieser Wert jedoch nur eingeschränkt geeignet, da die Netzimpedanz frequenzabhängig ist.

In der oberen nebenstehenden Grafik sind exemplarisch die Impedanzverläufe einer Kapazität und einer Induktivität dargestellt. Während die Impedanz einer Kapazität mit steigender Frequenz abnimmt, steigt die einer Induktivität. Da Betriebsmittel in elektrischen Netzen meist sowohl kapazitives als auch induktives Verhalten aufweisen (z. B. Kabel und Freileitungen mit Längsinduktivität und Querkapazität), entstehen durch ihre Kombination schwingfähige Systeme. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass die Impedanz bei einer bestimmten Resonanzfrequenz sehr klein oder sehr groß wird. Der frequenzabhängige Netzimpedanzverlauf kann daher oberhalb der Grundfrequenz ausgeprägte Maxima und Minima aufweisen (exemplarisch in der unteren nebenstehenden Grafik dargestellt). Dieser Verlauf kann sich durch Topologieänderungen im Netz sowie durch den dämpfenden Einfluss von Lasten über die Zeit verändern.

Kritisch mit Hinblick auf die Spannungsqualität ist es, wenn die Frequenz einer Netzresonanz genau mit der Frequenz der eingespeisten Oberschwingungsströme zusammenfällt. Neben dem Aufbau frequenzabhängiger Modelle zur Simulation der Netzimpedanz ist auch eine Messung mit geeigneten Messgeräten möglich.

Verlauf der frequenzabhängigen Impedanz von Induktivität und Kapazität
Frequenzabhängige Impedanz
Exemplarischer Frequenzverlauf der Netzimpedanz mit Resonanzpunkt als Einflussfaktor auf die Spannungsqualität
Exemplarischer Verlauf der Netzimpedanz mit Resonanzstelle

Unsere Dienstleistungen – Die Lösungen für Ihre Herausforderungen

Herausforderungen bei der Spannungsqualität, Fragen zur Netzimpedanz oder zur Analyse von Oberschwingungen

Wir unterstützen Sie dabei, Probleme zu identifizieren und passende Lösungen zu entwickeln. Auch individuelle Schulungen und praxisnahe Wissensvermittlung gehören zu unserem Leistungsportfolio.

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht unserer Dienstleistungen.
Treten Sie gerne mit uns in Kontakt – gemeinsam finden wir die passende Lösung für Ihre Anforderungen.

Elektroautos an Schnellladestationen – Gleichrichter können die Spannungsqualität beeinflussen
Gleichrichter in Ladeinfrastruktur oder im industriellen Umfeld können die Spannungsqualität beeinflussen.
Messung und Analyse

Wir unterstützen Sie mit modernem Messequipment, das passgenau auf Ihre Herausforderungen zugeschnitten ist. Gemeinsam analysieren wir Ihre individuelle Situation und stellen die geeigneten Geräte für temporäre Messungen bereit.

Zur Bewertung der Spannungsqualität und supraharmonischer Phänomene setzen wir auf moderne Messsysteme, die eine Erfassung über einen weiten Frequenzbereich ermöglichen. Abhängig von Anwendung und Spannungsebene stellen wir Ihnen passende Rogowskispulen oder Stromwandler zur Verfügung, so sind Messungen auf Nieder-, Mittel- und Hochspannungsebene möglich.

Rogowskispulen zur Strommessung und Analyse der Spannungsqualität
Passende Messtechnik für Ihre Fragestellungen
Beratung und Lösungen

Neben der Durchführung von Messkampagnen unterstützen wir Sie auch bei der fundierten Interpretation der Messergebnisse. Gemeinsam identifizieren wir die Ursachen möglicher Probleme und entwickeln praxisgerechte Lösungsansätze, die genau zu Ihrer Situation passen.

Auf Wunsch erstellen wir Prüfberichte zur Spannungsqualität nach den relevanten Normen und Richtlinien. Damit erhalten Sie eine klare und nachvollziehbare Dokumentation – sowohl für interne Bewertungen als auch für externe Nachweise.

Wir beraten Sie zudem hinsichtlich möglicher Gegenmaßnahmen zur Reduzierung von Oberschwingungen. Ein möglicher Ansatz sind dabei aktive Filter, mit denen Netzstörungen gezielt reduziert und die Betriebssicherheit nachhaltig erhöht werden können.

Auch im Bereich der Netzberechnungen stehen wir Ihnen zur Seite. Von der Modellierung bestehender Netze bis hin zur Analyse geplanter Erweiterungen schaffen wir eine fundierte Grundlage für Investitionen und Maßnahmen zur Verbesserung der Netzqualität.

Exemplarischer Prüfbericht zur Spannungsqualität nach IEC 61000-2-4
Ausschnitt exemplarischer Prüfbericht (hier IEC 61000-2-4 Class 1)
Schulungen und Wissenstransfer

Möchten Sie oder Ihre Mitarbeiter Ihr Wissen im Themengebiet der Spannungsqualität vertiefen? Gerne bieten wir Ihnen individuelle Formen der Wissensvermittlung an, zum Beispiel Schulungen bei Ihnen im Haus oder Online-Seminare.

Die Inhalte passen wir an Ihre konkreten Fragestellungen und Vorkenntnisse an. Neben den theoretischen Grundlagen vermitteln wir praxisnahes Know-how zur Messung, Analyse und Bewertung von Spannungsqualität sowie zu Oberschwingungen und deren Auswirkungen. Auch aktuelle Normen, Richtlinien und mögliche Lösungsansätze fließen in die Schulungen ein.

Unser Ziel ist es, dass Sie und Ihr Team die Inhalte direkt im Arbeitsalltag anwenden können, sei es bei der Interpretation von Messdaten, in Projekten zur Netzoptimierung oder im Umgang mit modernen Messsystemen.

Vortragender bei einer individuellen Vor-Ort-Schulung zur Spannungsqualität
Individuelle Schulungen © Hanna Witte

Kontaktieren Sie uns!

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